Tiny Family András Németh
Ein Interview mit dem Inhaber des Delikatessengeschäftes Berg und Tal
András Németh auf der Terrasse seiner Stadtwohnung in Zürich beim Gärtnern.
András ist durch und durch ein Geniesser, nicht nur privat. Das Thema Genuss beschäftigt ihn seit einigen Jahren auch beruflich, als Geschäftsführer des Berg und Tal und Kurator von Delikatessen Märkten wie den Slow Food Market von FOOD ZURICH. Wobei er selbst seine Arbeit so sehr geniesst, dass er sie eigentlich gar nicht mehr als Arbeit betitelt. Wir haben András besucht — in einem seiner zwei Läden und in seinem Zuhause in Zürich — und mit ihm über seine Leidenschaft und seine Sicht der Dinge gesprochen.
Welche Faktoren waren es, die dich von einer leitenden Funktion in einem Grossunternehmen in die kleine Welt der lokalen Kulinarik lockten?
András: Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Unternehmertum waren die Hauptgründe, mich selbständig zu machen. Und dann habe ich das mit meiner Leidenschaft fürs Kochen und für gutes Essen verbunden. Ich habe sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht und gleichzeitig meine Kompetenzen im Detailhandel eingesetzt.
Sind die verhältnismässig hohen Preise der lokal hergestellten Lebensmittel aus deiner Sicht gerechtfertigt oder gar zu tief?
András: Wir sollten anstatt über den Preis lieber über den Wert eines Lebensmittels reden. Was steckt alles dahinter, wer versucht seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten und wie sind die Produktionsbedingungen? Das fängt damit an, dass wir mit unseren Produzentinnen und Produzenten nie über den Einkaufspreis verhandeln. Ich vertraue darauf, dass dieser fair kalkuliert ist und ich wiederum kalkuliere ebenfalls eine faire Marge. Und dann entscheiden die Kundinnen und Kunden selber. Meistens klappt das ganz gut und wir haben wenig Diskussionen über Preise bei uns im Laden, da erkannt wird, dass wir spezielle Produkte anbieten. Fair bedeutet dabei auch, dass man sich selber nicht ausbeutet, alle Kosten decken kann und ein Auskommen zum Leben hat.
Eine Beobachtung aus deiner Arbeitswelt, die die Menschen von aussen überraschen würde:
András: Man darf Kundinnen und Kunden unter keinen Umständen aufgrund ihrer äusseren Erscheinung beurteilen. Wir erleben immer wieder Überraschungen.
Geniesser und Ästhet: András Németh in seiner geschmackvoll eingerichteten Wohnung in Zürich.
War es das wert, zu wechseln?
András: Und wie. Ich bin bei mir angekommen und gestalte meine Welt zu einem grossen Stück selber. Natürlich bedeutet das viel Arbeit und Zeit, die investiert werden muss. Aber Stress hatte ich vorher auch. Ich sage immer, wenn ich den Berg und Tal nicht hätte, müsste ich ja wieder arbeiten gehen. Leider habe ich den Schritt in die Selbständigkeit nicht schon früher gemacht. Ich hätte unzählige Stunden weniger in sinnlosen Meetings vertrödelt.
Mit frischem Kaffee und nussigem Granola startet András in den Tag.
"Fair bedeutet dabei auch, dass man sich selber nicht ausbeutet, alle Kosten decken kann und ein Auskommen zum Leben hat."
Wie beginnt dein Morgenritual?
András: Zuerst brauche ich einen Kaffee, den ich mit meiner Kaffeemaschine zubereite. Ich erhalte viele Muster, so dass ich öfters unterschiedliche Kaffeebohnen in der Mühle habe — was durchaus bedeuten kann, dass ich mal eine Woche lang Kaffee trinke, den ich weniger mag. Danach giesse ich die Pflanzen auf meiner Terrasse. Und dann gibt es ein Müsli. Ich mische Granola Classic von euch mit dem Granola von Anima Pompon und esse das zusammen mit einem Mango Bifidus vom der Sennerei Bachtel.
Drei Stichworte die dir zur Tiny Factory als erstes einfallen:
- Knusprig
- Nussig
- Ästethisch